We survived the Waschbär oder wie ich dem bepeltzen Vieh selbiges über die Ohren zog!

Veröffentlicht: Januar 4, 2011 in Waschbär

Es ist ja nun schon fast ein runnig Gag. Nicht zu unrecht habe ich ihn nun, den Spitznamen Waschbär Mike. Aber die ganze Geschichte von Anfang an.

Es begab sich zu einer Zeit vor ca. 5 Wochen. Meine Frau und ich sahen uns genötigt die heimische Garderobe zu renovieren. In stiller Betrachtung des fertig gestellten Werkes hörte meine Frau ein kratzen oder rascheln auf dem darüber liegendem Dachboden. Als wir nachschauten, die Decke des Dachboden war von unten mit Styropor isoliert, sahen wir, dass sich etwas von oben durch das besagte Styropor wühlte. Das war bereits auch jetzt schon auf dem dem darunter liegenden Dachboden nicht zu übersehen. Was sich da genau durch die Decke bohrte, sollte zu dem Zeitpunkt noch gänzlich unbekannt sein. Ein eilig herbei geholter Holzstab half. Kräftige Schläge unter das Styropor verjagten das Tier und wir gingen zu diesem Zeitpunkt von einem Mader aus. Weit gefehlt!

Wir sind dann direkt in den nächsten Baumarkt und waren dort auf der Suche nach einer Ultraschall Mader Abwehr. Da diese aber nicht zu bekommen war, wir aber auch nicht wieder einfach so von dann ziehen wollten, haben wir irgendeinen fiesen Sprühkram genommen. Zumindest der hat aber bis heute seine Wirkung nicht verloren.
Auf jeden Fall bin ich am gleichen Abend zum Training gefahren und als ich von da nach Hause kam, blickte ich durch die Ereignisse des Tages auf das Dach an die Stelle, von der ich glaubte, dass der „Mader“ dort reinkam. Und was ich dann sah, verschlug mir zunächst die Sprache. Und wer mich kennt, weiß, dass das so schnell nicht passiert!

Ein Waschbär!

Und jetzt begann der lustige Teil, naja lustig für aussenstehende.
Als erstes schaute mich der Waschbär an, ich möchte fast meinen, fragend! Fragend wie: “ Na, was willst Du jetzt?“. Und virtuell kaum fertig gedacht, dreht sich das Mistvieh rum und verschwindet mit ordentlichen Ziegel Getöse in seinem, „MEINEM“ Bau!
Wenn man das mal psychlogisch angeht, geht es glaube ich hier nicht um die Frage, was macht der Bär unter unserem Dach, nein, ich glaube, hier geht es um Revierverhalten. Ein fremder Bär in meinem Revier! Ohne zu fragen. Nix da! Und wenn ich da oben hin pullern muss!

Ich hab den Schock erst mal mit Bier weggespült, aber auch der sich darauf einstellende Rausch führte nicht dazu, dass ich schlafen konnte. Ich lag die Nacht wach, hörte in die Stille und suchte nach einer Lösung. Aber die schlaflose Nacht brachte keine.
Am darauf folgenden Tag hatte ich wieder Training und weil ich da immer mal wieder meine Kamera mitnehme, machte ich die noch vor dem Heimweg fertig.

Und da saß er wieder, gleiche Zeit, gleiche Ecke!

So, das wars. Irgendwie hatte ich das Gefühl: Er oben (grinsend), ich unten (murrend)! Und sowas geht gar nicht. Natürlich, ein Waschbär ist süss, putzig, geradezu kuschelig, soweit der Engel auf der einen Seite meiner Schulter. Sehe ich auch so, und dann meldet sich mein Verstand in Form des Teufels auf der anderen Seite. Der sagt mir, dass das schnell sehr teuer wird, wenn a: dem Waschbär das Fell juckt, ihm quasi langweilig wird und er der Meinung ist, dass er seinen / MEINEN Bau mal umräumen muss oder b: der Waschbär eine Sie und dazu noch schwanger ist. Wenn die dann wirft und die kleinen Scheisser grösser werden, ist davon auszugehen, dass die nicht vom Dach kommen und sich ihre Beschäftigungen im Bau suchen. Und ich möchte mir nicht vorstellen, wie der Dachboden dann aussieht.
Der Teufel rät mir zu Gift, erschlagen, ertränken, vierteilen, pfählen und anschliessend das Vieh sichtbar für alle vorbei kommenden Waschbären an die Hauswand hängen.

Zugegeben, die ein oder andere Methode zog ich einen Moment lang in Erwägung und auch Strom spielte eine gewichte Rolle in meinen Vorstellungen. Übrigens teilte ich mein Leid unter meinen Bekannten mit und auch dort war man derartiger Meinung. Vermutlich scheint der Teufel bei allen an der gleichen Stelle zu sitzen und vor allem den gleichen Stamm zu haben.
Das wäre ja einfach, platt machen und gut. Aber meine Recherche im Internet ergab, dass die Viecher in die Ecken schiffen und das von anderen Waschbären gerochen wird. Heisst, ein Vieh weg und 2 Wochen später das nächste da! Super! Ich wünschte, so würde sich mein Geldbeutel mal verhalten. Vielleicht sollte ich da auch mal rein machen?

Bei meiner Suche fand ich einen Waschbär Experten in Kassel. Ein Anruf und er kam, sah und siegte (Gewann! Er unser Geld und wir die Erkenntnis, dass man mit Geld noch lange nicht alles erledigen kann). Auf jeden Fall gab er uns den Rat, das Haus waschbärensicher zu machen. Das bedeutet, dem Waschbär jede Möglichkeit zu nehmen, dass er auf das Dach kommt. Aufgrund von Hunger sollte er dann nochmal runter, aber halt nicht mehr rauf kommen. Das kann ich gut nachvollziehen, für Essen würde ich einem lebendigem, wütenden Bullen das Rumpsteak vom Knochen kauen und erst recht vom Dach springen.
Dann montierten die für mörderbären Geld ein paar Plexiglasscheiben und Regenrohraufstiegschutze. Auf das blöde Gesicht des Bären freute ich mich schon. Wie er da ums Haus schleicht und vergebens nach einem Aufstieg sucht! Ein Scheiss passierte, erwähnte ich, dass die Tiere nicht nur putzige Eigenschaften haben? Die sind auch noch erfinderisch. Und irgendwie kommt mir das auch bekannt vor. Kennt jeder, Du hast Sonntag schön gemach diniert und dann würde man alle dafür machen auf die Couch zu kommen. Geht dem Bären auch so, der wird alles daran setzen in seine/ MEINE Höhle zu kommen

Ein an die Hauswand führende Pergola entfernte ich auf Anraten des Experten. Wie überall im Internet steht, min. 1 Meter. Hab ich, hat nur nix gebracht! Weil das Vieh springt, und nicht mal schlecht!
Das erfuhr ich aber erst viel später. Ich hab noch einen Tipp mitgenommen. Um zu erfahren, ob dass Vieh noch da ist, empfahl mit der Experte, ich solle eine zusammengeknüllte Zeitung in das Loch stecken. Entweder nimmt er es mit rein und stösst es raus. Hm, Zeitung! Können die Viecher denn lesen? Vielleicht sollte ich den Extratipp nehmen, dann flüchtet er vielleicht automatisch:-)
Hab ich auch so gemacht, und obwohl ich nun dachte, dass der Waschbär weg ist, musste ich feststellen, dass das schlicht und einfach falsch war. Irgendwann Morgens fand ich die Zeitung mitten auf dem Dach. Es war der Extratip, scheint ihm nicht gefallen zu haben. Also die Suche wieder aufnehmen.
OK, also Hausmittel und leichte Mittel helfen nicht. Jetzt kommen schwere Geschütze und massive Technik. Ich kann es ja gar nicht glauben, ich lass mich doch von dem Vieh nicht verarschen! Wo kommen wir denn hin, wenn ich mir von einen kleinen Pelzarsch auf der Nase rumtanzen lasse! Nicht mit mir, nicht mit Waschbären Mike!

1. Maßnahme
Kamera kaufen, eine mit Nachtsicht. Man muss den Feind studieren! Eine gezielte Maßnahme vermeidet vielleicht weitere Kollateralschäden.
2. Maßnahme
Möglichkeiten zum Aufstieg weiter eingrenzen.
3. Maßnahme
Kontrolle des Daches auf eventuelle Beschädigungen.

Ich konnte mir nicht mehr erklären, wo oder wie der Waschbär hoch kam. Irgendwann Samstags, ich werde um 05:30 Uhr wach und dann hörte ich es: Ein dumpfen Schlag, Ziegelklingeln und dann viel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Pergola! Der Kerl hüpft auf das Dach aus über einem Meter Entfernung. Also… Großer Hammer und weg damit. Nicht sofort, unsere Nachbarn hätten sich bedankt. Siegessicher grinste ich während der Arbeit und Stück für Stück wurde die Pergola kleiner. Und wieder schmuzelte ich bei dem Gedanken, wie das Vieh keinen Aufgang findet, endlich! Schwein… Dich hab ich!!!

Zwischenzeitlich war auch die Kamera da und ich konnte erste, bewegte Bilder aufnehmen. Dabei stellte ich fest, dass der Waschbär gar nicht sooo klein ist. Das erklärt den enormen Krach, wenn er unter den Ziegeln verschwindet. Bei dem Hintern kein Wunder!
Doch die spätere Analyse ergibt, dass das Vieh immer noch runter, schlimmer noch, auch wieder rauf kommt!

Schwein… Dich hab ich!!!…doch noch nicht ganz!

Jetzt geht der Kampf im Tagesrythmus weiter. Wenn er es so haben will, dann halt jetzt Nahkampf. Kleines Mistvieh, will nicht aufgeben! Ich aber auch nicht, ich habe hier Hoheitsrecht! Wo kommen wir hin, wenn der Herr und Meister so einen kleinen Scheisser walten und schalten lässt. Bin ich denn jetzt ein Obdachlosenheim? Hab ich ne Farm oder wie? Ich lass mir doch nicht ein x für ein U vormachen!

Die Kamera macht jetzt einiges möglich. Erstens weiss ich, in welche Richtung der Waschbär das Dach verlässt und ich weiss auch, wann bzw. in welchem Zeitraum.

Option 1:
In dem Zeitraum verstecken und dann vorspringen und Tier erlegen! Wie? Keule, Brett, Schaufel. Nachteil, Blut verteilt sich und bei uns siehts aus, wie auf dem Schlachtfeld, bzw. wie beim Metzger!

Option 2:
Möglichkeiten zum Aufstieg in dem Moment entfernen, wenn er nicht zu Hause ist.
Das stelle ich mir witzig vor, nachts 02:00 Uhr, am Haus wird gebohrt und gehämmert! Waschbär kommt wieder, wird von blauem Blinklicht und an Mike klickenden Handschellen empfangen. Vermutlich wird er dann einen völlig anderen Weg nehmen und grinsend über die Schulter schauend, an der Menge vobei gehend, während ihn im Vorbeilaufen alle anstarren!
Lustig, oder? Ich lach auch drüber, wenn das Thema durch ist.

Option 3:
Genaue Analyse, wie das Vieh runter und auch wieder hoch kommt.

Ich entschied mich für Option 3, da ich ja vermeiden wollte, dass andere Waschbären auf das Dach kommen, also galt es, die Ursache zu beseitigen, nicht ständig nach Lösungen zu suchen.
Also Kamera an einem anderen Ort montiert. Gleich in der ersten Nacht tappte das Vieh in die Videofalle. Ich wusste nun, wo es vom Dach kommt. Aber bevor ich sehen konnte, wie es wieder auf das Dach kommt, versagte die Kamera ihren Dienst. Und das in 3 Nächten hintereinander!
Mist, Fehler im studieren des Feindes führten in der Geschichte immer wieder mal zu verlorenen Kriegen. Also, jetzt bloß keinen Fehler, nicht so kurz vor dem Ziel!

Und dann heute: Heute hat es geklappt, ich habe ihn ertappt! 02:30 Uhr, das Vieh krabbelt an einer Stelle auf das Dach, an der ich es nie für möglich gehalten hätte. Es scheint fast so, als hätte das Vieh Saugnäpfe an den Fingern. Ein Spalt zwischen Haustürahmen und Mauer, nicht größer als 4mm, mit Schaumstoff ausgefüllt und ein Loch unter einem Holzbrett, ebenfalls nicht größer als 4-5mm, das war alles. Der Kleine scheint ein verkappter Spiderbär zu sein! Ich dachte zuerst, dass Vieh springt hoch. Aber nein, ich hab ja nun gesehen, dass sich das Vieh an einem Arm hochzieht. Wenn ich das machen würde, würde sich vermutlich mein Arm mit einem Plopp aus dem Anker lösen!
Also werde ich heute Abend die nächste Möglichkeit dicht machen, bei der Montage der Lösung grinsen und wieder inständig hoffen, dass es hilft.

Update I

Nachdem ich herausgefunden habe, wie der Waschbär das Dach erklimmt, habe ich ein weiteres Plexiglas zu dem bereits vorhandenen montiert. Ein kleiner Spalt von ca. 3mm blieb aber dennoch. So ein Haus ist ja nicht immer unbedingt zu 100% rechtwinklig. Aber den Spalt an der Haustür habe ich komplett geschlossen. Also kann sich der Bär nicht mehr halten, auf keinen Fall, dachte ich.. Wieder verkehrt.
Ca. 3:30 Uhr und der Bär kehrt von seinem nächtlichen Raubzug zurück. Stapft die Treppe hoch, stemmt sich an der Wand hoch und… stutzt! Das konnte man förmlich auf dem Video sehen. Dann ließ er ab und kurz darauf zwei neue Versuche zu starten. Wieder nix! Ich sitze morgens um 05:00 Uhr vor meinem Bildschirm und schaue mir voller Vergnügen die vergeblichen Versuche an. Da könnt ich mir einen drauf kochen! Du kleine Ratte, hast gedacht, könntest mich, hm? Aber nicht mir mir, nicht mit Mister Masterwaschbärliquidator!

Der Bär lässt ab, verschwindet kurz vom Bildschirm, kommt wieder und versucht es erneut. Und als ich das sehe, fällt mir siedenheiss der 3mm Spalt ein und dem Waschbär auf! Nein, nein, nein und vermutlich ist es diesmal der Waschbär, der sich einen grinst und während er das tut zieht er sich locker an der Plexiglasscheibe hoch und verschindet über das Dach in Seiner/ MEINER Höhle.
Etwas gefrustet nippe ich an meinem Kaffee, im Kopf plane ich den nächsten Schritt. Ich habe auch schon eine Lösung, heute Abend ist es soweit. Nix mehr mit hochkommen… Und Morgen früh um 05:00 Uhr werde ich wieder mit meinem Kaffe vor dem Bildschirm sitzen. Diesmal dann aber mit einer Fahne schwenken und innerlich meinen Sieg feiern. Du Sau, Dich mache ich fertig!

Update II

Die Ereignisse des Morgens haben mich dazu veranlasst abermals eine ortansässigen Baumarkt zu besuchen. Wieder einmal mehr kaufe ich Plexiglas und so langsam denke ich darüber nach, ob ich mich vielleicht als Händler eintragen lasse. Das dürfte sich durchaus positiv auf mein Portmonai auswirken. Ich hab es ja jetzt verstanden. Man kann ich im Kampf mit einem so hartnäckigen Feind keine Nachlässigkeiten leisten.
Ich hab gestern Abend dann die neue Scheibe montiert. Um den Aufstieg zu unterbinden habe ich sogar eine Alu Schiene gekauft. Die hab ich aber aus Zeitgründen gestern nicht mehr montieren können. Ein böser Fehler, wie sich heute Morgen rausstellte! Trotzdem bin ich davon ausgegangen, dass es nun keine Möglichkeiten mehr gibt.
Also, wie immer, heute Morgen auch, 05:00 Uhr, Kaffee, Mike, Bildschirm, Videoauswertung. Zunächst wähnte ich mich auch des sicheren Sieges und ich schaue dem Waschbär zu, wie er krampfhaft versucht hoch zu kommen. Nichts zu machen, er versucht und versucht es. Dann zieht er ab, taucht aber ein paar Minuten später abermals auf. Und weiter geht es.
Dann passiert das unfassbare. Ein Loch, etwas 3X3mm groß und die nicht montierte Aluschiene, die einen Spalt zwischen Plexiglas und Wand von 1-2mm lassen, reichen aus. Das Vieh schaft nach 10 Minuten das, was ich nicht fassen kann. Wieder oben! Gefrustet mach ich den Rechner aus.

KRIEG, DER SCHEISSER WILL KRIEG, ERNSTHAFT KRIEG!!!

Erkenntnis:

Ich bin kein Tierhasser und kann eigentlich keiner Fliege etwas tun, aber langsam kippt meine Stimmung. Ich denke wieder über alternative Mittel wie besagte Option 1 nach, werde heute aber nochmal die weiche Variante wählen und die Schiene montieren. Soll mir dann noch einer sagen, ich hätte nicht alles versucht! So langsam reicht es, ich komme mir vor wie ein gehörnter Vermieter, der eine komplette Mietnormadenfamilie beherbergt. Langsam geht das aber echt an die Substanz. Ist schon erstaunlich, wie sehr einen eine solche Geschichte beschäftigt.
Aber heute Nacht ist Schluß (nicht lachen…), heute sperr ich ihn aus. Und wenn das klappt, dann werde ich eine Nacht später am Fenster sitzen, werde ihm zu winken und ihm eine Gute Reise wünschen. Meinen nächsten Schwipps widme ich dann dem Waschbär. Ey, geht mir das Vieh auf den S….!

UPDATE III

Die Erfahrung lehrte mich in den vergangenen Woche eins: Nicht zu früh freuen.
04:20 Uhr, ich werde wach. Warum? Ich weiss nicht, irgendwie muss ich über den Waschbär nachdenken, ob die Maßnahmen vom Vortag Wirkung zeigen. Wir haben die besagte Aluschiene montiert, eine weitere Plexiglasscheibe installiert und damit diesmal alles richtig ist, haben wir die Aluschiene mit Silikon an die Wand geklebt, die Scheibe komplett ringsherum abgedichtet, Risse in der Wand und unter dem Brett mit Gips verschlossen!
Optisch hats gereicht, allerdings wüsste ich nun auch wirklich nicht mehr, was ich noch machen soll, ich kann doch den Anbau nicht abreißen.
Ok, also, 04:20 Uhr, Kaffee kochen, Bad und dann der erste Blick auf das Video. Und da sehe ich, das der Waschbär zunächst gegen 00:00 Uhr eine 3/4 Stunde versucht das Dach zu verlassen. Unsere extra montierte Plexiglasscheibe sollte eigentlich verhindern, dass er da hoch kommt, aber nicht, dass er da runter kommt. Immer und immer wieder hängt er sich kopfüber an der Wand runter, bricht dann aber ab und krabelt wieder zurück. Ich richte mich darauf ein, dass er vermutlich noch ein Tag mit knurrendem Magen braucht, bis er runter springt. Eigentlich sollte ja heute der große Showdown sein. Naja, so ist auch ok.

Ein Blick auf die Liveaufnahme zeigt dann aber, dass das Vieh doch irgendwo irgendwie vom Dach gekommen ist. Wie? Keine Ahnung, aber das ist ja auch ok, hoch darf er halt nicht mehr.
Der Waschbäer taucht auf und versucht von da ab krampfhaft wieder auf´s Dach zu kommen. Streckt sich und strampelt. Aber trotz aller Bemühungen schafft er es nicht irgendeinen Spalt zu finden. Systematisch sucht er jeden cm² ab. Ich wage den Versuch und gehe direkt zur Haustür, neben der ist eine Glasscheibe, die bis zum Boden geht. Völlig unbeeindruckt davon sucht der Waschbär weiter. Schliesslich krabbelt er von außen an dem Haustürgriff, einer ca. 800mm langen Edelstahlstange hoch. Aber von da aus kann er das Dach nicht erreichen. Völlig in sich gekehrt auf der Suche nach einer Möglichkeit, merkt der Waschbär nicht mal, dass er außen an der Scheibe und ich innen an der Scheibe gerade mal 20 cm von ihm entfernt stehe und ihn direkt anschaue. Putzig sind sie ja schon, solange sie nicht unter dem eigenen Dach wohnen.
Nach einer Stunde erfolgloser Suche rund um das Haus scheint er zunächst aufzugeben. Ich ertappe ihn zwischendurch auf unserem Balkon, aber auch da hab ich soweit alles sicher gemacht, er versucht es über die Ecke mit der nicht mehr vorhandenen Pergola. Negativ, auch nicht, dann maschiert er wieder zur Haustür, aber auch da wieder nichts!
Langsam muss ich mich für die Arbeit fertig machen und höre, wie er am Badezimmerfenster einen erneuten Versuch startet. Und dann Stille…
Weg ist er. Ich habe keine Ahnung, was er da gemacht hat, ob er es nochmal geschafft hat. Wir haben letztes Jahr neue Fenster bekommen. Und ich hab die Leibung noch nicht verputzt. Theoretisch könnte er sich da festhalten. Aber ob er von da auf das Dach kommt, vermag ich so nicht zu sagen. Ich werde heute auch dieses Schlupfloch schließen, sofern es überhaupt eins ist.
Der Krieg neigt sich dem Ende und allmählich macht sich Siegesfreude breit. Ein harter und listiger Gegner. Ich hab ihn doch sehr unterschätzt und muss sagen, dass ich mich noch nie so lange mit einem Problem beschäftigen musste. Aber jetzt schauen wir mal. ob unserer Bemühungen letztlich jetzt schon von Erfolg gekrönt worden sind. Oder ob er sich noch eine weitere Nacht in seiner /MEINER Behausung einquartiert hat.

Update IV

Hm, wie fange ich jetzt an? Es ist Samstag und während Deutschland schläft, werde ich wieder einmal mehr zu einer sehr unchristlichen Zeit wach. Es ist seltsam, mich beschleicht das komische Gefühl, dass hier jemand hämisch lächelt und ich bin es nicht. Am Vortag hab ich die Versuche des Waschbären nochmal studiert und zumindest soviel ist mal sicher, über die Haustür ist kein hochkommen mehr. Aber das Badezimmerfenster macht mir Sorgen. Ich habe zur Kontrolle wieder mal ein Zeitungspapierknäul in das Loch gesteckt und was sehe ich heute Morgen…?
Genau, dass Papier ist etwas zu Seite gedrückt. Ich kann es nicht fassen! Wird das Vieh denn nie Ruhe geben?

Alles auf Anfang
Die Prüfung des Badeszimmerfensters ergab keine neuen Erkenntnisse, außer der, dass der Waschbär dazu beigetragen hat, dass ich endlich die blöde Leibung verputzt habe. Eine erneute Kontrolle aller Ecken des Hauses ergeben, dass ich wieder von vorne anfangen muss. Lassen wir die Haustür außen vor, bleiben mir jetzt noch ca. 5 andere Bereiche.
Erste Maßnahme: Kamera in Richtung Badezimmerfenster montieren. Aber entweden ist das Vieh durch den Kampf geschwächt oder ich habe den falschen Ort gewählt. Doch nicht Badezimmerfenster?
Auf jeden Fall ist ein sonniger Sonntagmorgen prima für eine gründliche Recherche am Haus geeignet. Ich prüfe also alle Ecken des Hauses und stelle fest, dass wir an einem Geräteschuppen Spuren haben, Spuren von kleinen, schäbigen Waschbärpatschen!
Und wenn man sich diese Stelle lange genug anschaut, kann man sich bei der jetztigen Erfahrung mit dem Bären auch vorstellen, dass es da hochkommt. Also, wieder einmal mehr Plexiglas geschnitten und montiert. Allmählich neigen sich meine Vorräte dem Ende entgegen.
Kamera ummontiert und auf diese Stelle ausgerichtet. Allerdings war der Kamera heute nicht so und sie brach die Aufnahme mitten in der Nacht ab. Ärgerlich, denn ich habe den Waschbären noch an diesem Abend an der Stelle auf dem Dach gesehen. Na gut, dann erst am darauf folgenden Tag freuen.

Leider sind nun 2 Tage vorbei und zumndest steht fest, dass der Bär einen anderen Weg kennt. Denn die ganze Nacht sins außer Spinnen vor dem Objektiv der Kamera und einem Igel nichts zu sehen.
Fazit: Alles auf Anfang zurück, ich werde heute einen ganz anderen Bereich des Hauses überwachen. Einen Bereich, an dem an den Regenrohren vom Dach her bereits Kunststoff- Aufsteigschutze montiert sind. Ca. 30cm über dem Boden bis in ca. 1,10 meter Höhe.
Ich weiss aber jetzt, das der Waschbär bis in einen Höhe von 88cm greifen kann. Theoretisch würde das reichen, naja, ich werde es heute Nacht sehen.

Langsam, aber nur sehr langsam denke ich über Plan B nach. Plan B ist der, in dem ein Förster eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Soll mir jetzt keiner jammern, ich glaube, ich hab bis jetzt alles gegeben. Übrigens macht der Kollege neuerdings auch mal Krach auf unserem Dachboden! Nicht gut, hört sich nicht gut an! Mitnormade und radalieren…

Update I

Wenn ich es nicht selber erleben würde, tät ich behaupten, dass das ganze ein Scherz ist, eine Erfindung. Aber leider ist es das nicht und der Kollege Waschbär ist immer noch unter unserem Dach. Plan B läuft bereits an, allerdings arbeite ich noch an der Alternative, in der der Waschbär zwar vom Dach runter, dann aber nicht wieder rauf kommt. Ich meine, dass ist die humanere Methode, meine Nachbarn sehen das irgendwie anders. Komisch, vermutlich glauben die, das der Waschbär dann bei ihnen einzieht. Und vielleicht haben sie damit nicht Unrecht.
Wie auch immer, meine Videoüberwachung der letzten 2 Tage hat ergeben, dass sie nichts ergeben hat. Bis auf einen Igel, der des Nachts seine Bahnen auf der Wiese zog und diverse Spinnen, die an der Hauswand runkrabelten, war nichts zu sehen. Weder runter, noch rauf. Nichts. Das lässt darauf schliessen, dass er vermutlich im vordern Teil eine Möglichkeit gefunden hat. Ich habe dann gestern die Kamera dort montiert. So langsam sieht die Holzverkleidung rund um unserer Haus wie ein Schweizer Käse aus. Na super, Waschbär weg, Dach muss wegen Einsturzgefahr durch Löcher saniert werden. Als ich mich zum Nachtlager aufmachte, blickte ich kurz noch auf die Kamera und schwupps, da war er wieder. Wieder auf dem Dach und genau da, wo ich es vermutet habe. Der Waschbär zog aber noch ein Bahnen auf dem Dach und schaute auch am Eingangsbereich vorbei, ohne das Dach dort zu verlassen. Angsthase! Ich habe dann noch gesehen, dass er das Dach über ein Regenrohr verlassen hat. Im unteren Bereich hat der Waschbärexperte Hartfolie um die Regenrohre montiert. Und zumindest am runterkommen hindert es den Waschbär aber nicht. Das mit dem Experten riecht bis jetzt nach teuer Lehrgeld. Ich hab da meine Erfahrungen gemacht und die sind derzeit viel mehr wert. Vielleicht sollte ich mein Wissen zu Geld machen…
Zurück zum Waschbär, bevor ich den Aufstieg filmen konnte… Kameraausfall. War irgendwie zu erwarten… Naja, mal heute schauen.

Update II

Wieder sind ein paar Tage vergangen, und wie soll ich´s sagen? Er ist immer noch da. Wenn mich der Bär nicht so unendlich nerven würde, könnte man ihn ja fast lieb gewinnen. Aber soweit kommt es dann doch nicht.
Es sind ein paar Tage vergangen und ich habe nach etlichen Kameraummontierungen folgendes Szenario aufnehmen dürfen:
Ich habe eine Lebendfalle bekommen und diese auch aufgestellt. Irgendwie hoffe ich zwar, dass es funktioniert, aber so richtig dran glauben kann ich noch nicht. Jetzt weiss ich ja, dass Waschbären alles fressen, was nicht Niet- und Nagelfest ist, habe irgendwo gelesen, dass Waschbären auf Katzenfutter stehen. Also, Büchse unter den argwöhnischen Augen unseres Katers aufgemacht. Der arme Kerl, Nacht für Nacht sieht er das Vieh vor der Eingangstür, dem Herzversagen nah und schnaufend wie eine Dampflok. Und jetzt füttere ich das Vieh auch noch mit SEINEM Fressen. Eigentlich sollte man meinen, dass eine Katze nichts gegen einen Waschbären ausrichten kann. Ich glaube aber, der hier dürfte unserem Kater nicht unter die Krallen kommen, nachdem er sein Fressen bekommt. Der Blick sagt auf jeden Fall einiges aus.
Naja, also Falle fertig gemacht, aufgestellt und das gute Futter rein.
Am nächsten Morgen schaue ich mir das Video an und zunächst passiert nichts. Dann taucht ein Igel auf. Im Schnelldurchlauf dreht der Igel wie auf Extasy 5 Kreise auf der Wiese, eher er in die Falle einlocht. Schemenhaft ist er per Video zu sehen, dann bewegt er sich nach 30 Minuten ein Stück nach vorne um darauf die Falle zu verlassen. Exakt eine Minute später kommt der Waschbär um die Ecke, schaut von außen in die Drahtgitterfalle, stellt fest: „Nichts drinne!“ und verschwindet in die Nacht. Als ich mich die Fall anschaue, stelle ich fest, der Igel hat erst alles aufgefressen und dann ein mächtigen Schiss in der Falle hinterlassen. Ich weiss nicht, ob der Bär wegen dem Schiss nicht rein wollte, oder ob er ohnehin nichts gefunden hätte. Naja, was soll ich dazu sagen? Drauf geschissen!

Update III

Ich habe zwischenzeitlich einmal mehr den Eingangsbereich unter Beobachtung. Und das Vieh krabelt an einer Ecke hoch. Trotz montierten Aufsteigsschutz schafft es der Bär, ab der Ecke hochzukommen. Ich habe dann sofort den 1-2 mm Spalt zwischen Plastik und Wand verschlossen.

Eigentlich war ich auch guter Dinge, bin aber trotzdem vorsichtig geworden, was meine Schadensfreude betrifft, denn eigentlich lacht ja derzeit nur einer, der Bär! Achso, und alle meine Bekannten, die die Geschichte aufmerksam verfolgen. Schön, dass alle soviel Spaß haben.
Die Überprüfung der drauffolgenden Nachtaufnahme ergibt aber, dass es nichts gebracht hat. Er hat zwar etwas länger gebraucht, ist aber an der selber Ecke hoch gekommen. Jetzt hilft nur Hardcore… Gips, ich also in den Keller, nen Bottich Gips angerührt und die Fläche mit Gips geglättet. Das sieht zwar nicht so toll aus, ich hoffe aber, dass es hilft.
Und das Video gibt meiner Vermutung, bzw. meiner Hoffnung Recht. Eine Stunde lang versucht er an der Ecke hoch zu kommen. Dann dreht er rum und auf dem Video sehe ich noch, wie der Lichtschein aus der Küche auf die Ecke fällt, 2 Minuten nachdem der Bär an eben dieser Ecke verschwunden ist. Das war ich bei morgentlichen Kaffeekochen. Und in der Küche höre ich eben bei diesem Kaffeekochen ein vertrautes Ziegelklimpern. Also, an der Ecke kommt er nicht mehr hoch und ich finde kurze Zeit später heraus, dass er diesmal den Balkon als Aufstieg genutzt hat. Hm, ok, ich dachte schon, ich hätte heute frei!

Update IV

Ich lasse nicht locker, auf keinen Fall. Ziehen wir kurz Zwischenbilanz: Den Waschbären erlegen ist jetzt keine Alternative mehr. Stück für Stück stelle ich fest, dass es auch anders geht. Vermutlich sehr zum Leidwesen meiner Nachbarn. Aber sei es drum. Lebendfalle war ein Versuch, aber ich halte fest: Igel fressen schneller wie Waschbären schauen, zweitens Nutella schmeckt Waschbären gut und drittens, mein Kater verzeiht mir das nicht mehr. Also fällt das Thema Lebendfalle aus. Ich habe auf Video festgehalten, wie er runter und wieder rauf kommt, ich meine jetzt, äh, also neuerdings. Und ich habe darauf reagiert! Mal schauen, was es so bringt, meine Lösung, ich bleibe dran!

 

 

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